Luis* aus Bolivien

Luis lebt im Don Bosco Straßenkinderhaus in Santa Cruz. Heute feiert er seinen 15ten Geburtstag. Für Luis ist das ein ganz besonderer Moment.

Luis Geburtstagsfeier

Luis* Augen strahlen. Das ist ein ganz besonderer Moment für den 15jährigen. In der Küche wird seine Geburtstagtorte vorbereitet und der gemeinschaftliche Essraum wird geschmückt. Luis lebt im Techo Pinardi, einem Don Bosco Haus für Straßenkinder in Santa Cruz. Für Luis ist das ein ganz besonderer Tag, denn bisher wurden seine Geburtstage noch nie gefeiert. Doch heute hier bei Don Bosco ist das anders.

Ein Geburtstag ohne die Familie

Vor der Feier hat Luis zusammen mit seinen Klassenkameraden Hausaufgaben gemacht. Später wurde im Hof getobt und Sport gemacht. Der Tagesablauf der ehemaligen Straßenkinder ist strukturiert, regelmäßig nehmen sie auch an Therapiesitzungen teil. Die Jugendlichen haben viel erlebt, Drogen, Gewalt- und Missbrauchserfahrungen prägen ihre Vergangenheit. Luis wirkt bei der heutigen Sitzung traurig und abwesend. Er vermisst seine Familie, seine Mutter. Später kann er mit ihr telefonieren, doch während des Gesprächs wird er immer trauriger. Tränen bedecken sein Gesicht.

Ein ganz besonderer Tag

Eine Torte für Luis

Vor dem Mittagessen wird ein Tischgebet gesprochen. Paolo, der schon seit mehr als zehn Jahren hier arbeitet, spricht das Gebet und unterhält sich beim Essen angeregt mit den Jungen. Heute gibt es eine Bananensuppe und Leberrührei. Alle fühlen sich wohl, lachen und freuen sich auf den Nachtisch. Dann endlich ist es so weit: Die Sozialarbeiterin Evelia bringt die Geburtstagstorte aus der Küche, die sie mit viel Hingabe dekoriert hat. Für alle Jungen ist das ein besonderer Moment und freudig stimmen sie das "Happy Birthday“- Lied an.

Freunde seit Kindesbeinen

Luis strahlt über beide Backen und seine vielen Zahnlücken sind zu sehen. Glücklich schneidet er die Torte an. Neben ihm sitzt sein Freund Rafael*, den er schon seit Kindesbeinen kennt. Die Freunde haben sich auf der Straße kennengelernt und sind zusammen zu Don Bosco gekommen. Die Jungen kommen aus dem gleichen armen Stadtviertel und haben sechs Monate auf der Straße gelebt. Familiäre Probleme haben sie auf die Straße getrieben. Die Corona-Pandemie hat ihre Situation verschlimmert.

Unvergessliche Momente

"Es ist wichtig, dass die Kinder gute Erinnerungen an ihre Zeit bei uns haben", erklärt Paolo. "Manche Kinder haben noch nie ihren Geburtstag gefeiert oder eine Geburtstagstorte bekommen”, betont er. Als die Feier zu Ende geht, stürmen die Jungs auf den Hof. Luis läuft vorneweg, schließlich will er sein Geschenk - ein Paar schwarze Sportschuhe - gleich ausprobieren. Was für ein Geburtstag! Den wird er sicher sobald nicht vergessen.

*Name von Redaktion geändert

Noch Fragen?

Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.

Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.

Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.

Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,

  • Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
  • Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
  • Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
  • Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.

Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an. 

Für ein Leben jenseits der Straße