Das Recht zu Träumen
Es ist ein düsterer und schwüler Tag, Regen liegt in der Luft. Die Anfahrt in die Armenviertel des Bezirks Comuna 13 ist beschwerlich und führt durch enge Gassen und unbefestigte Wege. Wir sind im Stadtteil El Salvador, in dem sich die Häuser abenteuerlich die Hänge hochziehen. Bei starken Regenfällen können hier leicht Hänge abrutschen und Menschen mit sich reißen.
Kindheit in einem Armenviertel
Der elfjährige Yago* und die neunjährige Alicia* leben mit ihren Familien in dem Viertel. Die Wohnung von Yagos Eltern ist sehr klein, die fünf Geschwister schlafen auf zwei Matratzen auf dem Boden des Wohnzimmers. Möbel gibt es praktisch keine.
Sozialarbeit in den Straßen von Medellín
Alicia lebt in einer Holzhütte, die teilweise mit Planen abgedeckt ist, die vor Regen schützen sollen. Auf der Veranda vor dem Haus steht eine Kinderküche, mit der die Neunjährige gerne spielt. Daneben steht ein Kinderfahrrad. Das Umfeld des Mädchens ist liebevoll, aber Armut und wirtschaftliche Nöte sind überall zu spüren. Alicia freut sich, wenn die Don Bosco Sozialarbeiter und die Tanzlehrerin Laura sie besuchen. Dann blüht das schüchterne Mädchen auf. Vor allem beim gemeinsamen Tanzen.
Sorgen vergessen
„Ich schaue gerne den anderen beim Tanzen zu. Dann bin ich gleich aufgeregt und bekomme Lust mitzutanzen. Manchmal traue ich mich nicht so richtig, aber Laura schafft es immer mir die Angst zu nehmen. Wenn die Don Bosco Gruppe kommt, sind das immer ganz besondere Tage für mich.“
Selbstbewusstsein entwickeln
Auch für Yago ist Tanz etwas Besonderes: „Das Tanzen hat mir geholfen, Freunde zu finden und mit meinen Problemen besser klar zu kommen. Als ich mit dem Tanzen anfing, war ich eher zurückhaltend und verschlossen. Jetzt bin ich selbstbewusster und das Tanzen hilft mir, meine Sorgen zu vergessen.“
*Namen von Redaktion geändert
Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.