Der zerplatzte Traum von Bildung
Seit März 2020 sind die staatlichen Schulen in Indien wegen Corona geschlossen. Manche Schulen bieten digitalen Unterricht an. Der Online-Unterricht wird die Bildungskluft im Land wahrscheinlich noch vergrößern. Nicht einmal zehn Prozent der Familien mit Schulkindern haben zu Hause einen Computer und Internet. Auch der 13Jährige Sampath kann nicht am digitalen Unterricht teilnehmen.
Kein Smartphone - kein Unterricht
In der Familie von Sampath gibt es nur ein Handy und das benötigt sein ältester Bruder. Wenn der Bruder morgens früh das Haus verlässt, nimmt er das Handy mit. Er braucht das Handy für seine Arbeit. Erst spät abends kehrt er nach Hause zurück. Für seine beiden jüngeren Brüder bedeutet das, dass sie keine Möglichkeit haben, am digitalen Unterricht teilzunehmen oder sich Lernvideos anzuschauen.
Zukunft ungewiss
Die Brüder verbringen den Tag zu Hause, in einer Einzimmerwohnung. Sampath ist bedrückt, denn er hatte große Pläne. Er wollte Informatiker werden. Jetzt hat er schon ein ganzes Schuljahr verloren. Ohne Zugang zu Bildung ist die Zukunft ungewiss. Seine Mutter hat durch Corona ihre Jobs verloren. Sie kann nur noch in einem Haushalt putzen statt in vier Häusern. Das bedeutet starke finanzielle Einbußen. „Wie soll ich meinen Kindern Handys kaufen? Wir haben noch nicht mal genug Geld, um Essen zu kaufen", fragt sich seine Mutter.
Hoffnung durch Kinderparlamente
Hoffnung schöpft Sampath aus den sogenannten Kinderparlamenten. Wenn die Situation es zulässt, treffen sich die Kinder und Jugendlichen aus der Nachbarschaft hier regelmäßig. Die Kinderparlamente werden von den Don Bosco Schwestern unterstützt. Hier lernen die Jungen und Mädchen, wie Demokratie funktioniert. "Dann können sie ihre Rechte einfordern und gehören zu den politischen Führern von morgen", ist sich Schwester Rosy sicher. Sampath hat die Rolle des Umweltministers übernommen. Die Aufgabe stärkt sein Selbstbewusstsein und schenkt ihm Mut und Zuversicht.
*Name von Redaktion geändert
Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.