Marktmädchen in BeninZwischen Arbeit und Kindheit
Aisha* ist zehn Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter und ihrem Bruder auf dem Dantokpa-Markt in Cotonou, einem der größten Märkte Westafrikas. Zwischen Lärm, Müll und Benzingeruch hat sich die Familie eine kleine Hütte aus Wellblech zusammengebaut. Statt zu spielen, hilft Aisha früh am Morgen beim Sortieren von Tomaten und Kräutern. Danach zieht sie stundenlang mit einem schweren Teller auf dem Kopf durch die engen Marktgassen, um die Ware zu verkaufen. „Ich mag das nicht“, sagt sie leise. „Ich habe Angst, mich zu verlaufen.“
Ausbeutung statt Bildung
Viele der Mädchen, die auf dem Markt in Cotonou Waren anbieten, stammen aus dem Norden Benins oder aus benachbarten Ländern. Ihre Familien haben für sie Geld erhalten – im Glauben, dass die Mädchen zur Schule gehen und eine Ausbildung machen können. Doch diese Versprechungen werden fast nie eingehalten. Stattdessen werden die Mädchen schamlos zur Arbeit gezwungen und ausgebeutet.
Hoffnung auf ein besseres Leben
Aishas Familie kam nach dem Tod des Vaters in die Küstenstadt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch der Alltag ist hart, besonders für Mädchen wie Aisha. Dennoch hat sie Glück – sie darf am Vormittag zur Schule gehen. Und sie hat einen Ort gefunden, an dem sie einfach Kind sein darf: die Baraque SOS.
Ein sicherer Ort für Marktmädchen
Die Baraque SOS ist eine Einrichtung der Don Bosco Schwestern – ein sicherer Hafen für die Mädchen vom Markt. Hier können sie eine kleine Auszeit nehmen, zur Ruhe kommen. Manche sind so erschöpft, dass sie sich einfach auf den Boden legen und schlafen. Das dreiköpfige Don Bosco Team hört ihnen zu, kümmert sich um ihre Sorgen und versucht, ihnen zu helfen.
Lernen für eine bessere Zukunft
Mittags werden in der Baraque Alphabetisierungskurse angeboten. Die Mädchen bekommen kleine Tafeln und schreiben konzentriert mit. Viele von ihnen haben noch nie eine Schule besucht. „Mein Wunsch ist, dass wir die Mädchen besser in die Schule reintegrieren und sie eine Ausbildung machen können“, sagt Claudine, die seit 2001 als Sozialarbeiterin in der Baraque tätig ist.
Ein Ort der Freude
In der Baraque SOS blüht Aisha auf. Sie macht Hausaufgaben, bastelt, spielt. „Ich bin gerne hier. Alle helfen mir, und wir lachen viel“, erzählt sie mit einem Lächeln. Für ein paar Stunden darf sie einfach Kind sein – und vergessen, wie schwer ihr Alltag sonst ist.
*Name von Redaktion geändert
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Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.