„Das ist unser Sommer"
...steht auf dem T-Shirt von Ishmael*. Die freudige Botschaft aus dem deutschen Fußball-Sommermärchen wirkt wie ein sarkastischer Kommentar am drahtigen Körper des jungen Mannes. Ob Ishmael in den letzten Jahren seines Lebens einen unbeschwerten Sommer hatte, wie es das Second-Hand-Shirt aus Deutschland suggeriert, dürfte eher zweifelhaft sein.
Ebola, Cholera und Bürgerkrieg
Ebola, Cholera und Bürgerkrieg machten viele Kinder zu Straßenkindern. Ishmael ist 20 Jahre alt und seit fünf Jahren obdachlos. Seine Eltern starben als er ein Jahr alt war. 1998 war das, auf dem Höhepunkt des Bürgerkriegs. Er wuchs bei seiner Tante auf, die 2012 an Cholera starb. Seitdem lebt Ishmael auf der Straße. Er verdient ein wenig Geld als Warenträger. Für Ishmaels Lebensunterhalt reicht das kaum.
Abwechslung in einem rauen und gefährlichen Alltag
Sein Nachtlager schlägt er meist an der eingestürzten King Jimmy Bridge auf. Dort, wo vor Jahrhunderten die Sklaven aus Westafrika ihre letzte Station vor dem Abtransport nach Übersee hatten, ist heute ein Zentrum der Straßenjungs in Freetown. Die Salesianer besuchen oft diese öffentlichen Plätze und versuchen mit Spiel, Sport oder Musik etwas Abwechslung in den rauen und gefährlichen Alltag der Straßenkinder zu bringen.
Ishmaels Pläne für die Zukunft
Ishmaels Träume für die Zukunft knüpfen an das ganz aktuelle Problem weltweiter Flüchtlingsbewegungen. „Ich habe nur eine Bitte an Gott. Dass ich zu meiner Stiefmutter nach Deutschland kann", sagt er und plant trotzdem auch für sein weiteres Leben in Sierra Leone. Ein Bekannter wolle einen Kleinlaster kaufen, erzählt er. "Dann kann ich Fahrer werden", ist Ishmaels Hoffnung für die Zukunft.
*Name von Redaktion geändert; Text: York Schaefer
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Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.