Nicht mehr auf der Straße
Vasile hat das Leben im Kanal hinter sich gelassen. Die Zeiten, in denen er gemeinsam mit seiner Schwester auf der Straße lebte und in der Kanalisation schlafen musste, sind vorbei. Tagsüber arbeitet er nun auf einem Gemüsemarkt oder erledigt Einkäufe für ältere Menschen. Nachts ist er Parkwächter im Zentrum von Constanta. Dadurch hat Vasile ein festes Einkommen. Eine Wohnung hat er nicht. „Ich schlafe im Auto von meinem Chef. Aber das wird sich hoffentlich bald ändern“, sagt Vasile.
Viele Kinder haben ein ähnliches Schicksal wie Vasile
Auch heute leben in Rumänien immer noch Kinder in der Kanalisation. Besonders verbreitet ist das Phänomen in Bukarest, aber auch in Constanta gibt es noch Kanalkinder. Tagsüber leben sie auf der Straße, nachts suchen sie in den vielen Kanalschächten der Stadt Schutz im Untergrund. Vasile kennt sie alle. Er hat keine Berührungsängste. Es ist seine eigene Geschichte. Eine traurige Geschichte. Manche seiner Kumpels sind gestorben. Andere haben den Absprung noch nicht geschafft.
Vasile geht seinen eigenen Weg
Don Sergio, der damals auf Vasile und seine Schwester aufmerksam wurde und sie zu Don Bosco holte, schätzt Vasiles Zielstrebigkeit und Ehrlichkeit. „Die Leute wissen, dass sie Vasile vertrauen können. Er ist eine ehrliche Haut“, sagt der Salesianer. „Vasile war nie im Gefängnis, das ist nicht selbstverständlich bei einem solch harten Leben auf der Straße. Vasile und seine Schwester haben es geschafft, ihren Weg zu gehen“, sagt der Salesianer zuversichtlich. „Sie leben in bescheidenen Verhältnissen, aber nicht mehr auf der Straße.“
Video: Kanalkinder in Rumänien
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Maung Zaw Oo
Maung Zaw Oo weiß, was es bedeutet, ohne Familie zu sein.
Armando
Armando lebte jahrelang auf den Straßen von Santa Cruz.
Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.