Jugendliche warten am Straßenrand mit SchubkarrenJugendliche warten am Straßenrand mit Schubkarren

Karrenkinder in Ghana

Joseph Anane arbeitet als Sozialarbeiter in der Stadt Sunyani in Ghana. Er kennt zahlreiche der sogenannten Karrenjungen. Kinder und Jugendliche, deren Leben sich um eine Schubkarre dreht. 

Eine Schubkarre als Lebensmittelpunkt

Auf den Märkten in großen Städten Ghanas sieht man sie sehr häufig: sogenannte Karrenkinder. Meist junge Männer, deren Lebensmittelpunkt eine Schubkarre ist. Tagsüber dienen die Karren als Transportmittel. Für ein paar Cents bringen die Jugendlichen zum Beispiel Einkäufe vom Markt nach Hause. Nachts dient sie ihnen als Schlafplatz. Die Miete für die Schubkarren müssen die Jugendlichen abstottern.

Streetwork auf dem Markt von Sunyani

Oft fährt Joseph Anane auf den Markt. Hier gibt es Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, Sonnenbrillen, Handys - einfach alles. Auf dem Mittelstreifen stehen mehrere junge Männer. Lässig lehnen sie sich an ihre Schubkarren und warten auf Kundschaft. Joseph Anane geht auf die Gruppe zu. Er erzählt von der Arbeit der Salesianer und lädt sie ein. Die Jungs hören zu, scherzen und lachen mit ihm. Ob sie mal kommen wollen? „Eher nein“, lautet die Einschätzung von Joseph Anane. Er setzt sich auf den Beifahrersitz des wartenden Jeeps.

Auto statt Schubkarre – Die Geschichte von Shadrack

Am Steuer sitzt Shadrack, ein junger Mann, der meist eine Sonnenbrille trägt. Er hört gerne Kenny Rogers und Phil Collins. Shadrack war selbst ein Karrenjunge. 2001 kam er aus seinem Dorf nach Sunyani und war auf sich gestellt. Er mochte es, mit den anderen Jungs abzuhängen und sein eigenes Geld zu verdienen. Als ein Salesianer ihm von dem Boys Home erzählte, wurde er neugierig. Shadrack ging vorbei - und blieb. 

Text: Simone Utler

 

Noch Fragen?

Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.

Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.

Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.

Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,

  • Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
  • Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
  • Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
  • Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.

Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an. 

Für ein Leben jenseits der Straße