Verlorene Kindheit
Als Fiefie* zu den Salesianern kam, waren seine Hände skelettiert. Er war damals 15. Drei Jahre lang hatte er da bereits in einer illegalen Goldmine geschuftet. Er war in Stollen gekrabbelt, die für Erwachsene zu groß sind. Mit bloßen Händen musste er nach Gold schürfen und es mit Chemikalien reinigen. Sein Lohn: 50 Cedi (rund 9,50 Euro) im Monat. Davon sah er aber nur einen Bruchteil. Essen gab es nur einmal am Tag, aber ständig Schläge, sprechen war verboten.
Ein Schutzzentrum für Kinderarbeiter
2015 wurde Fiefie zusammen mit anderen Jungen befreit und nach Ashaiman ins Schutzzentrum gebracht. „Fiefie konnte keinem in die Augen sehen und war lange sehr schüchtern“, erzählt Pater Fred über den Jungen. Fremde sollen ihn nicht sprechen, um ihn nicht in seinem Heilungsprozess zu stören. Im Schutzzentrum werden Kinder wie Fiefie mit Einzel-, Gruppen- und Musiktherapie unterstützt. Außerdem sollen sie wieder an die Schule herangeführt werden.
Der Wunsch nach einem besseren Leben für die Kinder
Den Salesianern ist es wichtig, dass die Kinder wieder in ihre Familien integriert werden. Vorab wird sichergestellt, dass die Eltern sie nicht wieder weggeben. „In Ghana ist es üblich, ein Kind zu Verwandten zu geben, wenn sie ihm ein besseres Leben bieten können“, sagt Pater Fred. Dann sei der Schritt nicht mehr groß, die Kinder einem Fremden mitzugeben. Die Eltern wollten einfach eine bessere Zukunft für ihren Sohn oder ihre Tochter.
Der Preis für ein Kind ist Verhandlungssache
„Die Eltern sehen die finanzielle Unterstützung für die Familie und wissen meist nicht, wie es den Kindern ergeht.“ Die Salesianer helfen den Eltern daher, grundlegende Fähigkeiten zu erwerben, um selbst Geld verdienen können. Der Preis für ein Kind ist Verhandlungssache. „Manchmal gibt es einen Korb Fische, manchmal eine Kuh“, erklärt Pater Fred. „Einige bekommen monatlich Geld. Oft wird aber erst am Ende einer verabredeten Zeit bezahlt. Und wenn die früher endet, bekommt das Kind nichts."
Fiefies Träume für die Zukunft
Inzwischen sind Fiefies Hände geheilt. Er traut sich zu sprechen und besucht die Schule. Fiefie möchte Soldat werden. „Er spricht oft davon, dass er andere beschützen möchte. Er möchte sie davor bewahren, ausgebeutet und missbraucht zu werden“, berichtet Pater Fred über die Träume des Jungen, der selbst so viel erlitten hat.
*Name von Redaktion geändert; Text: Simone Utler
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Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
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- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.