Bildung für die Kinder der Ärmsten
Armut und Chancenlosigkeit drängen die ländliche Bevölkerung Vietnams dazu, ihr Glück in der Großstadt zu suchen. Aber der Traum endet meist mit sehr schlecht bezahlter Fabrikarbeit. Besonders leiden die Kinder: Weil staatliche Schulen für Kinder von Binnenmigranten – oftmals Angehörige ethnischer Minderheiten – verschlossen bleiben, landen viele von ihnen auf der Straße. Die Salesianer nehmen sich dieser ausgegrenzten Kinder an.
Zwei Brüder
Schon morgens um sieben läutet es zur ersten Stunde und die Kinder laufen über die Flure und Treppen ihrer Schule. Mit dabei ist auch Van – auf den Armen seines Bruders. Weil der Zwölfjährige seit Geburt an einer Anämie leidet, schafft er die Treppen nicht aus eigener Kraft. „Trotz seines Handicaps ist Van ein fröhlicher Junge und ein guter Schüler,“ sagt Father Tu, der Leiter der Don Bosco Schule.
Don Bosco Schulbildung wird anerkannt
Aus bescheidenen Anfängen ist die Schule zu einer Einrichtung gewachsen, die den Andrang ihrer mehr als 500 Schülerinnen und Schüler nur im Zweischicht-System bewältigen kann. Wenn die Grundschüler ihr Pensum erledigt haben, übernehmen ab Mittag die Sekun darschüler die Klassen. Vietnamesisch, Englisch, Mathe, Physik ... obwohl die Schule als „informelle Schule“ gilt, unterrichtet sie nach dem offiziellen Bildungsplan und ist – als eine von wenigen privaten Einrichtungen in ganz Vietnam – staatlich anerkannt.
Father Tu setzt sich ein
Trotz dieses Erfolgs bleibt viel zu tun. Father Tu wünscht sich eine solide Ausstattung, denn, so sagt er, man sei zwar eine Schule für arme Kinder, aber deshalb noch lange keine Schule zweiter Klasse: „Diese tollen Kinder haben es verdient, dass sie eine vernünftige Ausbildung bekommen.” Ohne Schulbildung bliebe für Kinder mit Behinderung wie Van nicht einmal ein Job in der Fabrik, in der seine Eltern für einen Hungerlohn arbeiten. Doch Van träumt von einer guten Zukunft: „Vielleicht werde ich später Künstler und verkaufe viele Bilder.“
Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.