Mama gibt es nur per Skype
Der Skype-Sound verkündet, dass Mama anruft. Ana* und ihr 13-jähriger Bruder Mihail* ziehen zwei Stühle vor den Schreibtisch. Sie rutschen so nah wie möglich an den Bildschirm. Aufgeregt erzählen die Kinder von ihrem Tag. Mama nickt zustimmend, dann friert das Bild ein. Die Verbindung ist abgerissen.
Die Großmutter ist ihre einzige Bezugsperson
Für Ana und Mihail ist ihre Großmutter die wichtigste Bezugsperson. Der Vater der Kinder arbeitet im Schichtdienst. Er ist oft nicht zuhause, wenn sie aus der Schule kommen. Regelmäßig besuchen Ana und Mihail auch das Don Bosco Haus in Chisinau - am liebsten spielen sie an einem Kicker oder einer Tischtennisplatte.
Die Mutter muss im Ausland arbeiten
Seit fünf Jahren ist Natalia in Italien. Zurzeit betreut sie eine alte Frau. Einmal im Jahr kommt Natalia für zwei Monate nach Hause. Dann kann sie ihre Kinder in die Arme nehmen. „Es ist sehr schwer für mich, ohne meine Familie in Italien zu sein. Aber das Opfer müssen wir bringen", sagt die 38-Jährige. Ihre Familie ist auf das Geld aus dem Ausland angewiesen. Was ihr Mann Vladimir in einer Brotfabrik verdient, reicht vorne und hinten nicht.
Sozialwaisen sind keine Seltenheit in Moldawien
In Moldawien gibt es viele Kinder, deren Eltern gezwungen sind, im Ausland Geld zu verdienen. „Das bedeutet eine große Unsicherheit für Kinder und Jugendliche. Viele wachsen ohne Stabilität, ohne Regeln und ohne Vorbild auf“, so Pater Gianfranco Ferrari. Die Salesianer wollen Jungen und Mädchen eine Perspektive bieten und laden zu Spiel, Sport und Hausaufgabenbetreuung ein.
*Name von Redaktion geändert; Text: Simone Utler
Weitere Lebensgeschichten...
Álvaro
An sein früheres Leben kann sich Álvaro kaum erinnern.
Gentille
Als junges Mädchen wurde Gentille von Rebellen verschleppt.
Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.