Kein ganz normaler Tag
Für Liliana* verläuft der Tag heute etwas anders als sonst. Sie malt auf der Straße mit Studentinnen ein Bild. Es zeigt ihre Familie. Seit ihrer Schwangerschaft haben sie keinen Kontakt mehr. Auf dem Bild sieht man auch das Baby in ihrem Bauch. Normalerweise wartet die 14-jährige hier auf Kunden. Der Straßenstrich ist die einzige Möglichkeit für sie, zu überleben.
Schulunterricht auf dem Bürgersteig
Das junge Mädchen soll bildlich darstellen, was sie bewegt. Woher kommt sie? Was ist ihr wichtig im Leben? Die Studierenden aus Deutschland und Kolumbien besuchen die Straßenkinder regelmäßig. Sie nehmen an einem Weiterbildungskurs der Universität Heidelberg teil. Zusammen mit kolumbianischen Studierenden unterrichten sie Straßenkinder auf öffentlichen Plätzen in Medellín.
Video: Straßenpädagogik in Medellín
Erfahrungen auf der Straße sammeln
Getragen wird das Bildungsprojekt von der Don Bosco Schwester Sara Sierra Jaramillo und dem deutschen Theologie-Professor Hartwig Weber. "Wir suchen mit den Pädagogikstudenten Kinder und Jugendliche auf, um die sich niemand kümmert. Das ist eine wichtige Erfahrung für die angehenden Lehrer. Sie lernen die Situation auf der Straße kennen und auch damit umzugehen. Wir gehen davon aus, dass sie so andere Lehrer werden als diejenigen, die diese Erfahrungen nicht gemacht haben."
Patio 13 - Eine Schule für Straßenkinder
An dem Programm können Studierende aus Deutschland und Kolumbien teilnehmen. Bevorzugt werden Bewerber aus den Fachbereichen Sozialpädagogik, Psychologie und Pädagogik. Durch das internationale Bildungsprojekt "Patio 13 - Schule für Straßenkinder" erhalten Straßenkinder neue Perspektiven.
*Name von Redaktion geändert
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Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.