Ein Bus der Hoffnung
An einer Straßenecke haben sich an diesem Abend die ersten Jungen eingefunden. Jeden Montag fahren die Mitarbeiter des Don Bosco Mobile Programms hierher. Sie wollen den Straßenkindern Unterstützung und ein wenig Abwechslung in ihrem rauen und gefährlichen Alltag bieten. Helfer tragen Bänke und Biertische heran. Eine mobile Soundbox wird aufgebaut. Im Hintergrund rattert der Generator. Später, wenn mehr Jungs da sind, wird auch getanzt.
Hilfe für 500 Straßenkinder in Freetown
Bei dem Treffen können sich die Straßenjungen auch registrieren lassen, um gezielt Hilfe zu bekommen. "Das Angebot von Don Bosco Mobile in dieser Gegend richtet sich an etwa 500 Straßenkinder", berichtet Sozialarbeiterin Posseh Dingeikbo. Vor allem Geduld sei gefragt und immer wieder die Ermutigung für die Kinder ihr Leben zu ändern. Viele der Jungs geben sich cool während der Begegnung. Sie posieren für die Kamera und machen Späßchen. Stärke zeigen, cool sein - ein wohl unverzichtbares Verhalten, um auf der Straße zu überleben.
Armut, Missbrauch und mangelnde Zuwendung
Armut, Missbrauch und mangelnde Zuwendung sind die Hauptgründe auf die Straße zu flüchten. Und die Anzahl der Straßenkinder steigt weiter an. Durch die Ebola-Epidemie sind landesweit 12.000 Kinder vom Tod eines Familienmitglieds betroffen. Viele Menschen haben während der Krise ihre Arbeit verloren. Das erhöht den wirtschaftlichen Druck auf die Familien.
Amad und Saidu - immer zu zweit auf der Straße unterwegs
Auf einer Metallbank sitzen Amad* und Saidu*. Sie sind beide zwölf Jahre alt und mit Abstand die Jüngsten. Die beiden Straßenjungen sind immer zusammen unterwegs. Sie spielen "Draft", eine Art Damespiel. Auf die Frage, warum sie auf der Straße leben, wissen die beiden keine Antwort. Sie gehen sogar zur Schule. Das ist ein seltenes Glück unter Straßenkindern. Etwas Geld verdienen sie sich mit Reinigungsjobs.
Bürgerkrieg und Ebola haben Spuren hinterlassen
"Ich arbeite seit 22 Jahren in Afrika, aber ich habe noch nie Menschen getroffen, die so viel leiden wie hier in Sierra Leone. Bürgerkrieg, Ebola und andere Katastrophen haben ihre Spuren hinterlassen. Aber die Menschen haben die große Kraft, immer wieder aufzustehen und zu kämpfen“, erklärt Pater Jorge M. Crisafulli SDB, Direktor von Don Bosco Fambul in Freetown.
*Name von Redaktion geändert; Text: York Schaefer
Mehr erfahren...
Mit Handicap auf der Straße leben
Ein Handicap wird als Strafe Gottes angesehen
Das Recht, zu träumen
Die Stadt der Kinder in Medellín
Die unsichtbaren Straßenkinder von Nairobi
Straßenkinder sollen für Touristen nicht sichtbar sein.
Flucht aus der Armut
Jabari lebte auf den Straßen des Armenviertels Makululu.
Mehr als ein Dach über dem Kopf
Eine Zukunft für Straßenkinder in Bolivien
Noch Fragen?
Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.
Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.
Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.
Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,
- Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
- Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
- Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
- Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.
Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an.