Hilfe für gefährdete Kinder

Jeden Tag stranden am Bahnhof von Bangalore Kinder, die alleine sind. Sie sind von Zuhause geflohen und suchen ihr Glück in der Großstadt. Sie sind besonders gefährdet, auf der Straße zu landen, verschleppt oder ausgebeutet zu werden. Don Bosco hat eine Anlaufstelle für diese Kinder eingerichtet.

Endstation Bahnhof Bangalore

Aufmerksam beobachten Reddy und Anand die Menschen auf dem Hauptbahnhof von Bangalore. In der Menge bemerken sie einen kleinen Jungen. Er scheint noch nicht mal 12 Jahre alt und allein zu sein. Kein Erwachsener begleitet ihn. Ziellos irrt er auf dem Bahnsteig umher. Die beiden Männer sprechen ihn an. Sie sind Mitarbeiter der BOSCO Railway Childline.

Gestrandet am Bahnhof

Der kleine Junge wird zum Child Help Desk von Don Bosco gebracht. Die Sozialarbeiterinnen Vimala und Mansana versuchen erste Informationen über ihn herauszubekommen. Zunächst etwas zögerlich, beginnt der Junge schließlich mit den Frauen zu sprechen. Er kommt aus Chitradurga, einer Stadt im indischen Bundesstaat Karnataka, rund 200 km von Bangalore entfernt.  Zusammen mit seiner Großmutter besuche er die Großstadt. Doch im Gewühle habe er sie verloren.

Sozialarbeit am Bahnhof Bangalore

Verschleppt und ausgebeutet

Jeden Tag wiederholen sich solche Szenen am Bahnhof von Bangalore. Tausende Kinder kommen hier jährlich an. Die meisten sind von zu Hause weggelaufen. "Der Bahnhof in Bangalore ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen aus dem ganzen Land. Die meisten hoffen in der Stadt ein besseres Leben führen zu können. Auch viele Kinder zieht es in die Metropole. Manche werden dann verschleppt und als Kinderarbeiter ausgebeutet“, so Pater Varghese Pallipuram SDB.

Einsatz rund um die Uhr

Das 18-köpfige Team der BOSCO Railway Childline arbeitet im Schichtdienst rund um die Uhr. "Es gibt bestimmte Strecken und Züge, in denen besonders viele Minderjährige zu finden sind. Wenn diese Züge am Bahnhof ankommen, sind unsere Mitarbeiter vor Ort und beobachten die Menschen, die aussteigen. Sobald ihnen ein Verhalten merkwürdig vorkommt oder unbegleitete Kinder gefunden werden, greift das Team ein“, erklärt Vimala. Jeden Tag werden circa 12 Kinder auf diese Weise gerettet.

Vom Straßenkind zum Sozialarbeiter...

"Ich sehe mich selbst in den Kindern“ Malathesh aus Indien

Täglich geht Malathesh an den Busbahnhof von Bangalore. Jeden Tag kommen hier Kinder an, die aus Armut oder prekären Familienverhältnissen fliehen und ihr Glück in der Großstadt suchen. Malathesh kennt die Gefahren, die auf diese Kinder warten. Vor 30 Jahren flüchtete er selbst in die Großstadt und landete auf der Straße.

 

Malathesh begegnen

Hilfe für gefährdete Kinder

Bei der Rettung der Kinder muss das Don Bosco Team viele Vorgaben und Richtlinien einhalten. Diese gibt das indische Jugendschutzgesetz und das Child Welfare Committee vor.  Die aufgenommenen Daten der geretteten Kinder werden in eine Datenbank eingetragen. Ziel ist es, die Kinder wieder mit ihren Eltern zusammen zu führen. Falls die Eltern nicht gefunden werden oder eine Rückführung in die Familie zu risikoreich ist, wird ein dauerhafter Platz in einer der sieben anerkannten Don Bosco Einrichtungen gesucht.

Der Gefahr entkommen

Auch die Ermittlungen zur Familie des Jungen aus Chitradurga brachten so neue Erkenntnisse. Der Junge hat seine Großmutter nicht im Getümmel des Bahnhofs verloren. Tatsächlich ist er nie mit ihr dort gewesen. Der Junge ist aufgrund von familiären Problemen von zu Hause weggelaufen. Glücklicherweise wurde er vom Don Bosco Team gefunden, sodass ihm geholfen werden konnte. Sonst hätte seine Geschichte auch anders enden können.

Noch Fragen?

Die meisten Straßenkinder kommen aus zerrütteten Familien. Sie fliehen vor Armut und Gewalt und leben deswegen auf der Straße. Viele Kinder laufen aber auch Gefahr, auf der Straße zu landen. Deswegen sind Straßenkinder für uns auch Kinder und Jugendliche, die öfter auf der Straße Zuflucht suchen oder auf der Straße arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien einen Beitrag zu leisten. Auch Kinder, denen es an den wichtigsten Dingen wie Liebe, Geborgenheit, Essen und Schulbildung mangelt, laufen Gefahr, ganz auf der Straße zu landen. Dazu gehören zum Beispiel Schulschwänzer, missbrauchte Kinder oder Kindersklaven.

Weil Vorbeugen besser als Heilen ist, tun wir alles, was verhindert, dass junge Menschen auf der Straße landen. Unsere Aktivitäten sollen soziale Ungleichheiten überwinden und jungen Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Wir tun dies, indem wir benachteiligte Kinder und Jugendliche in Risikosituationen begleiten und ihnen Zugang zu Bildung und Ausbildung bieten. Dabei möchten wir jungen Menschen nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Werte.

Auf der ganzen Welt betreiben wir sogenannte Straßenkinder-Zentren, also Einrichtungen, in denen Straßenkinder Hilfe bekommen können. Der Besuch oder der Verbleib in den Straßenkinder-Zentren ist immer freiwillig. Für manche Kinder wird das Zentrum ein neues Zuhause, manche kommen nur ab und an zum Spielen vorbei oder um sich ein paar Stunden auszuruhen oder etwas zu essen.

Die Erstversorgung bspw. mit Kleidung und Essen ist notwendig, denn niederschwellige Angebote ermöglichen es uns, Kontakt zu Straßenkindern aufzubauen. Darüber hinaus ist uns langfristige, nachhaltige Hilfe ein besonderes Anliegen. Durch unsere Straßenkinder-Einrichtungen gelingt es,

  • Kontakt zu Straßenkindern aufzunehmen und sie erstzuversorgen,
  • Straßenkindern ein Zuhause zu bieten mit Menschen, die sich um sie kümmern,
  • Kindern und Jugendlichen durch Bildung und Qualifikation neues Selbstvertrauen zu schenken,
  • Kinder und Jugendliche zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken.

Damit Straßenkinder von unseren Hilfsangeboten erfahren, suchen Streetworker die Straßenkinder direkt in ihrem Lebensumfeld auf, also auf der Straße. Sie sprechen sie an und versuchen, Kontakt aufzunehmen. So kann langsam und behutsam Vertrauen aufgebaut werden. Wenn das gelingt, bieten sie den Kindern Freizeit-, Lern- oder Gesundheitsangebote an. 

Für ein Leben jenseits der Straße